Kambodscha ade, Indonesien wir kommen! Zum ersten Mal auf unserer Reise fahren wir mit den Rädern direkt zum Flughafen von Phnom Penh. Die Pappkartons haben wir dabei auf die Bikes geschnallt und packen diese erst vor Ort ein. Dabei gehen wir wie folgt vor: Luft aus den Reifen, Pappen links und rechts gut geschützt an Vorder-und Hinterrad und um das Tretlager geklebt, den Lenker gedreht und ebenfalls mit Pappe gepolstert, anschließend das Rad mit jeweils ca. 100m Frischhaltefolie umwickelt. Beim Gepäck kommt das schwere Zeug bis auf den letzten Millimeter ins Handgepäck und die Radtaschen dann in einen großen Kunststoffbeutel, die wir bereits auf allen Flügen eingesetzt und immer dabeihaben. Das spart Gewicht beim Rad, Zeit für das Auftreiben von Rad-und Gepäckkartons und die Fahrt und Kosten mit einem Auto zum Flughafen. Beim Check-In kommen wir trotzdessen noch einmal kurz ins Schwitzen, denn das zugelassene Gewicht darf die 80kg inklusive Räder für uns beide nicht überschreiten. Mit 1kg Übergewicht winkt man uns durch. Glück gehabt und ab geht die Post.

In Singapur gibt es einen nächtlichen Zwischenstopp für uns. Wir gönnen uns einen kleinen „kulinarischen Hochgenuss“ bei Burger King (hatten wir bis dato noch nie) und suchen uns anschließend eine kleine ruhige Nische für unser Nachtlager. Mit Oropax und Augenklappe gelingt uns der Schlaf (auch wenn recht kurz) ganz gut und dann bringt uns der Weiterflug zum ersten Mal auf die Südhalbkugel. Beim Landeanflug haben wir bereits einen ersten Blick auf die Vulkane  der Insel und ahnen schon was uns radltechnisch erwarten wird. Das Gepäck und die Räder kommen in einwandfreiem Zustand an, wir bauen zusammen und verlassen recht zügig den Großraum von Denpasar. Was uns sofort auffällt, ist die saubere und klare Luft, wir können wieder richtig atmen. Auch die Straßen sind aalglatt und lassen die Räder nur so dahingleiten. Nach den vielen Staubpisten der vergangenen Wochen, haben wir fast schon vergessen, wie schön  das Fahrrad fahren doch sein kann. Wir entfernen uns vom Trubel der Großstadt und nehmen Kurs auf den kleinen Küstenort Padang Bai. Über hügelige Straßen fahren wir durch herrlich grüne und dichtbewachsene Alleen, bis wir drei Stunden später die kleine Ortschaft erreichen. Hier finden wir am Ortsrand eine kleine Unterkunft in Familienhand zusammen mit 20 Katzen und 11 Hunden, die unser Gehen und Kommen jedes Mal mit einem lauten Hundegebell begleiten.

Wir lassen erst einmal alle viere gerade sein und machen zwei Tage Pause. Um die Ecke gibt es einen Strand, White Beach, den wir mehrmals besuchen. Es ist eine kleine Kletterpartie bis dorthin, doch es lohnt sich.  Nun hat uns der Ozean endlich wieder, mit klarem warmen Wasser und ein paar schönen Wellen. Am Beach gibt es einige Lokale mit recht gutem Essen, es werden Massagen angeboten, welche wir nutzen, und die Händler versuchen uns Sonnenbrillen und anderen Plunder anzudrehen. Als Dominic vor einigen Jahren hier war, stand das alles noch nicht und er war der Einzige am Strand. Unser Hausherr empfiehlt uns ein Fischlokal am Hafen. Der Fisch ist sehr gut, allerdings sprengt die Rechnung etwas unser Budget, wir können uns das nicht jeden Abend leisten. Doch egal, wir sind im Urlaub. Der Gastwirt überrascht uns noch mit einer weißen Mango, welche unglaublich fruchtig schmeckt. Sie ist etwas kleiner als eine normale Mango, leicht verschrumpelt, und das weiße Fruchtfleisch verströmt ein Aroma, es ist nicht zu beschreiben. Einfach lecker.

Von Padang Bai legen mehrmals täglich Fähren nach Lombok und auf die Gili Islands ab. Die Hostels sind überfüllt mit Backpackern, die auf die Überfahrt warten. Wir folgen aber nicht dem Menschentrubel und bleiben lieber hier, denn es gibt noch einen weiteren Strand im Örtchen. Die blaue Lagune liegt in einer von Vulkanfelsen umgebenen und üppig bewachsenen Bucht. Toll sieht sie aus, aber der Strand ist etwas schmal und bietet keinen Schatten für uns. Wir bleiben also beim Altbewährtem. Zwei Tage später, wir fühlen uns immer mehr wie im Urlaub, fahren wir weiter. Erstes Zwischenziel: der Virgin Beach.  An einer Schranke werden uns ein paar Rupies als Eintritt abgeknöpft, dann haben wir Zutritt. Die Räder bleiben unter Bewachung zurück und wir werfen uns in’s kühle Nass. Ordentliche Wellen bringen die Restaurantbesitzer ins Schwitzen. Es gibt ausreichend Liegen, die wir umsonst benutzen dürfen, wenn wir dort etwas essen. Die Wellen kommen immer näher und überschwemmen unsere Liegen, die dann höher gebracht werden müssen. Nach ein paar Stunden verlassen wir den Ort und fahren weiter nach Tirta Gangga, wo wir den Wasserpalast von Karangasem besuchen. In den Wasserbecken tummeln sich Koikarpfen, balinesische Figuren und bunte Pflanzen zieren diesen tollen Garten..

Wir fahren weiter zum Mount Batur, einem Vulkan, der in einem Krater liegt. In den Wäldern duftet es nach Tropenfrüchten und in den Orten nach Essen und Räucherstäbchen, manchmal riecht es auch recht streng nach Müll. An einigen Stellen gibt der Dschungel den Blick auf den höchsten Berg der Insel frei, den über 3000m hohen Vulkan Mount Agung. Es geht auf schmalen Nebenstraßen nur noch steil bergauf, durch kleine Dörfer, die sich auf das balinesische Neujahrsfest vorbereiten. Die Tempel mit ihren vielen Verzierungen werden geschmückt und übergroße gräßliche Fantasiefiguren aus Pappmaché, Ogho Ogho genannt, gebaut und angemalt. Es ist das größte Fest für die Bewohner auf Bali. Am 17. März soll dann die ganze Insel wie ausgestorben sein, niemand darf die Strassen betreten, auch Touristen nicht, der Flughafen ist geschlossen, Strom und Internet werden abgestellt. Sinn des ganzen ist es, sich vor den Heimsuchungen der Geister zu schützen. Wenn die Insel unbeleuchtet und unbewohnt erscheint, ziehen die bösen Geister weiter. Die hinduistischen Balinesen meditieren, fasten und beten an diesem Tag. Eine Religionspolizei in schwarz- weiß karierten Sarongs patroliert durch die Straßen und überwacht das Ganze. Naja, wir werden sehen.

Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem Kraterrand stehen, ist das ein fantastischer Anblick. Im Krater ist ein See, Felder, Wälder und kleine Siedlungen. An seinem Rand hängen große weiße Wolken, die Schatten auf die Landschaft werfen. Dann geht es für uns so steil runter wie es hochgegangen ist. Eine Unterkunft mit einer heißen Quelle ist schnell gefunden. Wir liegen im warmen Wasser und schauen direkt auf den Vulkan Batur, an dessen Flanken noch die Spuren vom letzten Ausbruch zu sehen sind. Da wir keine Lust haben den steilen Kraterrand wieder hochzufahren, fragen wir den Besitzer nach einer Transportmöglichkeit. Und wir haben Glück, hieven am anderen Morgen die Räder auf einen LKW und lassen uns ein Stück mitnehmen. Bezahlen müssen wir nichts. Terimah Kasi(Danke). Sama Sama(Bitte).

Unser nächstes Ziel ist Ubud. Bei einer tollen Bergabfahrt werden wir auf ein Schild aufmerksam. In einer kleinen Organic Farm wird der berühmte Luwak- Kaffee (Katzenkaffee) verkauft. Wir beschließen eine Führung durch den Garten mitzumachen. Uns wird allerlei Neues vermittelt, z.B. wie der Kaffee hergestellt wird, welche Früchte hier wachsen   und die seltenen Katzen bekommen wir auch zu Gesicht. Da sie aber nachtaktiv sind, dösen sie nur in ihrem Käfig herum. Zum Abschluss wird uns ein Tablett mit verschiedenen Tees und Kaffees serviert und auch den teuersten Kaffee der Welt können wir probieren. Besonders gut schmeckt der Kaffee aber nicht und für drei Euro pro Tasse haben wir weitaus mehr erwartet.  Nach der Kostprobe geht es für uns weiter nach Ubud. Schon die Einfahrt in diesen Ort, bestehend aus Boutiquen, Cafés, Souveniershops und Hotels,  zeigt uns, dass der Massentourismus hier bereits längst angekommen ist. So beschließen wir rasch weiterzufahren und finden etwas außerhalb ein kleines ruhiges Homestay, in dem wir uns sofort pudelwohl fühlen. Um einen Pool mit vielen tropischen Pflanzen gruppieren sich die Zimmer. Es gibt den leckeren Bali- Kaffee, von dem wir trinken können, soviel wir wollen und das Frühstück ist im Preis inbegriffen. Das Haus wird von einer Familie betrieben, welche gut englisch spricht und sehr hilfsbereit ist. Wie übrigens alle auf Bali. Wir ruhen uns erst einmal aus, schließlich sind wir ja im Urlaub!

Die letzten Tage hatten es in sich und wir ahnen, was noch auf uns zu kommt. An unserem freien Tag sind wir dennoch aktiv und laufen durch idyllische Reisterassen und an einem Fluss entlang den Campuhan-Wanderweg. Außerdem besuchen wir den Monkey Forrest von Ubud, ein Waldstück, in dem mehrere Affenfamilien leben. Wenn man möchte, kann man Früchte kaufen und die Tiere füttern. Hin und wieder springen Sie einen auf die Schulter, untersuchen neugierig den Inhalt der Taschen oder stehlen (wenn man nicht aufpasst) die Sonnenbrille. Dominic wird von einem in den Kopf gezwackt, zum Glück hatte er eine Mütze auf. Also nichts passiert! Sie sind natürlich die Hauptattraktion, aber die Bäume stehlen ihnen fast die Show. Mehrere sind ineinander gewachsen, so das man nicht weiß, wo ein Baum anfängt oder aufhört. Die Luftwurzeln tragen noch zusätzlich zur Verwirrung bei. Auch ein beliebter Wasserfall in der Nähe steht auf unserem Programm, doch als wir am Vormittag dort ankommen, ist der Parkplatz bereits  rappelvoll und es rollen immer mehr Touris an. So machen wir wieder kehrt und relaxen stattdessen lieber an unserem Pool, bei reichlich Bali- Kaffee versteht sich. Es gefällt uns so gut, dass wir noch eine Nacht länger bleiben.

Nach einigen Tagen verlassen wir Ubud und fahren Richtung Nordwesten zu zwei Bergseen um den erloschenen Vulkan Bratan. Wie geahnt, geht es recht steil hinauf. Für uns sind das die knackigsten Anstiege auf unserer bisherigen Reise. Die Sonne und Luftfeuchtigkeit tut ihr Bestes um uns so richtig ins Schwitzen zu bringen. Als wir fast oben sind, fängt es auch noch ordentlich an zu regnen. Eigentlich wollten wir zelten, doch bei dem Wetter kann man das vergessen. Der Regen hat kurz aufgehört und wir erhaschen einen Blick auf einen Tempel,  der am Seeufer steht. Dann hat Silvio auch noch eine Reifenpanne und es regnet wieder wie aus Eimern. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als eine Unterkunft zu suchen und nach kurzer Suche auch zu finden. Am anderen Morgen zeigt sich wieder die Sonne und die Wolken haben sich verzogen. Wir haben eine fantastische Sicht auf die Seen und die Berge mit ihren bewaldeten Hängen. So könnte jeder Tag losgehen. Es steht uns eine lange Abfahrt zur Nordküste und später weiter in Richtung Osten bevor. Die Strände sind hier aus schwarzem Sand und sehr steinig. Die Vulkane lassen grüßen. Wir bleiben einen Tag in Amed, zum Schnorcheln. Vorher besorgen wir uns verschiedenes Obst, das haben wir bisher etwas vernachlässigt. So erstehen wir Drachenfrucht, Schlangenhautfrucht, Mangosteen, Zimtäpfel und weiße Mangos. Zu Hause ist das alles unerschwinglich, hier kostet es nur ein paar Cent, ist frisch und zudem noch saulecker. An die stinkenden Durianfrüchte trauen wir uns allerdings nicht ran. Leider ist das Wasser in Amed zum Schnorcheln zu trüb, doch wir können trotzdem viele Fische und Korallen sehen, inklusive eines alten japanischen Wracks.

Wir fahren zurück zu unserem Ausgangsort nach Padang Bai, vorbei an Reisterassen in malerischer Landschaft, um dort das Nyepi- Fest zu erleben. Unser altes Zimmer ist noch frei, also bleiben wir zwei Tage bei Marco, unserem ersten Gastgeber auf Bali. Wir schlendern durch den Ort zu einem Tempel, aus dem typisch balinesische Musik erklingt. Es herrscht bereits reger Andrang. Die Tische vor dem Tempel biegen sich vor lauter Opfergaben. Die Männer haben eine Kopfbedeckung und sind traditionell in weiß gekleidet. Die Frauen hingegen tragen buntgemusterte Wickelröcke und auf ihren Köpfen immer mehr Opfergaben heran. Ein Stückchen weiter stehen in einer Seitenstraße die prächtigen Ogho Ogho’s aufgereiht und warten auf den Festumzug. Davor sitzt eine Gruppe von vielleicht 50 Menschen und ein Hindupriester mit Gehilfen ist auch dabei. Glöckchen erklingen, die Menschen schließen die Augen, sprechen Gebete und legen sich eine Blüte auf’s Haar. Das ganze wiederholt sich einige Male, dann geht der Priester mit einer Wasserschale und Reiskörnern herum. Alle bekommen einen Segen, in Form von Wasserspritzern und an die Stirn geklebten Reiskörnern.

Dann wird es dunkel und der Umzug geht los. Jeder Ogho Ogho steht auf einem Bambusgestell und wird von einer Gruppe getragen, viele davon sind Kinder. Davor oder dahinter befindet sich eine kleine Musikkapelle, die die typischen balinesischen Instrumente mit sich führt und Musikstücke spielt. Das Schauspiel zieht sich eine Weile hin. Es ist bereits stockdunkel, als die letzten „Geister“ in einem Tempel ankommen, wo sie dann später feierlich verbrannt werden, alles Teil der Zeremonie. Am nächsten Morgen ist es tatsächlich still. Kein Moped und kein Auto fährt, auf den Straßen ist außer der Religionspolizei (die hat Dolche am Gürtel), niemand zu sehen, alle Gespräche werden gedämpft geführt und sogar die Hunde halten mal die Klappe. Alle Balinesen nehmen das Fest sehr ernst. Anfangs funktioniert das Internet noch, am Nachmittag wird es abgestellt. Aber Strom gibt es zum Glück (für die Klimaanlage) und unsere Gastgeber versorgen uns mit leckerem selbstgekochtem Curry. Da nachts kein Licht brennen darf, haben wir zudem einen fantastischen Sternenhimmel.

Die letzten Tage verbringen wir im Süden der Insel, am Balangan Beach. Der ist leider nicht so toll wie er auf den Bildern angepriesen wird, doch in der nächsten Bucht, ein paar Kilometer weiter, finden wir einen Wohlfühl-Strand für unser Sonnenbad. Mit dem Rad sind wir im Nu dort und lassen uns zwei Tage lang von den Wellen ordentlich durch wirbeln. Die Insel der Götter ist bezaubernd, Facettenreich und schön zugleich. Ihre Magie hat uns von Anfang an in den Bann gezogen und so verlassen wir Bali mit einer kleinen Träne im Auge und dem Wissen, hier kommen wir auf jeden Fall noch einmal her.

Ach übrigens, was wir noch sagen wollten, unser Spendenkonto hat seit kurzem bereits die 2000 Euro Marke geknackt, wofür wir uns bei allen Spender/Innen ganz ganz herzlich bedanken wollen! Uns liegt wirklich sehr viel daran und es  zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Rührt weiterhin fleißig die Werbetrommel, damit die Zahlen noch etwas in die Höhe klettern. Lieb gegrüßt die Strampeltiere Silvio und Dominic